Die wunderbaren Jahre

Anläßlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Reiner Kunze 1977 sagte sein Laudator, Heinrich Böll, über das Buch "Die wunderbaren Jahre":

"Die Haaresbreite sensibler Wege — die hat ein Deutscher gefunden, ist ein Deutscher gegangen; auf dieser Haaresbreite hat er gelebt und gewohnt, kein Seiltänzer, kein Akrobat, standfest, weil sensibel, abhold den Grobheiten seiner Zeit, von ihnen getroffen und doch nicht schwankend, weil die Sprache ihn hielt, eine Sprache, die nicht vereinfacht, die man Zeile für Zeile sich entfalten lassen muß, Welten aufbauend auf einer Zeile, Welten, die beben; bebende Kreatur im Gebrüll des Schreckens, in der mörderischen Mechanik bloßen Funktionierens. Das nenne ich wirklich und deutsch, und soll sich keiner einbilden, kein Bürger, kein Staatsmann – er wäre nicht betroffen… Ein Einbaum mit Einmannbesatzung zwischen ganzen Flotten in ihrer lächerlichen martialischen Selbstsicherheit. Ein Deutscher, ein Dichter, Reiner Kunze, Sie, mit einem schmalen Werk, in dem sich Welten entfalten, dieses Preises würdig und höherer Ehren: verliehen für die Standfestigkeit der Poesie, in Ihrem Falle der deutschen Poesie in deutscher Wirklichkeit."

Das Buch "Die wunderbaren Jahre" hat inzwischen eine Auflage von einer Dreiviertelmillion erreicht und wurde in zahlreiche europäische und außereuropäische Sprachen übersetzt.