Wenn die schwalben sich zum abflug sammelten,
trennte zwischen den Stromleitungsmasten
schwalbenstacheldraht
das dorf vom himmel
Und die menschen waren
gefangene, verurteilt
zum winter
Zu telegrafendrähten
ohne gezwitscher
Zum leeren nest
in ihrer brust
Wenn die schwalben sich sammelten
und mit ihren schwanz- und flügelspitzen
die grenze markierten
Der Band liest sich wie das Vermächtnis eines restlos Desillusionierten, der dennoch ungebrochen bleibt.
Focus
Es sind Alterswerke, in denen Kunze seine Kunst der Verknappung und der Reduktion auf der Unverzichtbare weiter vorantreibt. "Die Welt entfernt sich", notiert er lapidar... Das klingt wie der Abschied eines großen Lyrikers.
Süddeutsche Zeitung
Der Gedichtband ist nicht nur ein Selbst-, sondern vor allem ein Liebesbekenntnis... Aber vor dem Grauen in der Goldlagern der sibirischen Kolyma schweigt er und lässt wieder einmal einen Autor zu Wort kommen, den niemand hören und lesen will: Warlam Schalamow in einer "Stele".
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Reiner Kunze hat wunderbare Altersgedichte geschrieben... Die Liebe bleibt ein Fixpunkt an Kunzes Horizont, welche Bedrohungen auch immer aufziehen, sei es die zärtliche Hingabe in der Ehe, sei es die tätige Menschenliebe und Kollegialität, die ihn auszeichnet wie nur wenige Schriftsteller seiner Generation.
Die Märkische Allgemeine
Reiner Kunze bestellt sein Haus... Der neue Gedichtband "lindennacht" hat etwas Abschließendes, Epilogisches, Testamentarisches... Die Ästhetik des marktschreierisch Hässlichen und Misstönenden ist seine Sache nicht. Und wenn man die Gedichte über seine Kindheit liest, versteht man auch, weshalb.
Rheinischer Merkur
Es dürfte nur wenige Schriftsteller geben, deren Texten die Zeit kaum etwas anhaben kann. Reiner Kunze...zählt zweifellos zu ihnen
Livres-Bücher
Es ist ein Alterswerk im besten Sinn – ein strenges, schlankes, schönes Buch. Ein Werk der Summe, das ein Buch hinter den Illusionen ist. Der Alte ist ein neuer Kunze – und das verblüfft dann doch.
Mitteldeutsche Zeitung