Wo wir zu Hause das Salz haben

Jan Skäcel

»Dichter und Angler gehen verborgenen Geheimnissen nach; dieser dem Fisch, jener dem Vers«, schrieb Reiner Kunze 1974. Und da man weder »vom Dichten noch vom Angeln leben kann«, angelte der Dichter Reiner Kunze auch immer in fremden Teichen und brachte als Übersetzer so manchen Vers ans Land und entdeckte dem deutschen Leser so manchen fremdsprachigen Dichter.

Unter den Autoren, die so zu seinen Freunden wurden, stach vor allem Jan Skácel hervor, dessen Gedichte Reiner Kunze kongenial übertrug. Über Jahre hinweg waren Kunzes Übersetzungen die einzigen Veröffentlichungen des in der Tschechoslowakei verbotenen Dichters. Dichten wie Übersetzen waren Formen des Widerstandes und der Rettung.


Jan Skácel hält die Grabrede für Joroslav
Seifert in Prag, Januar 1986.